Hundesport
  Trieb
 

Erläuterung der Triebe beim Hund

Spieltrieb - Beutetrieb – Kampftrieb -Geltungstrieb
oder Wehrtrieb / Verteidigungstrieb?

 

Der Begriff Trieb wird heute kaum mehr verwendet. In der Verhaltensforschung spricht man meist von Motivation oder Handlungsbereitschaft, womit innere und äußere Antriebe gemeint sind. Im Gegensatz dazu hält man in der Kynologie unbeirrt am Triebbegriff fest und misst dem Einfluss innerer Antriebe auf das Verhalten von Hunden eine zu große Bedeutung bei. Da diese Begriffe aber immer noch üblich sind, möchte wir sie kurz erläutern.


Alle Hunde mit gutem Kampfverhalten haben einen ausgeprägten Spiel- und Beutetrieb. Ohne Beutetrieb hat der Hund auch keinen Kampftrieb. Der Beutetrieb ist dem Jagdtrieb nahe verwandt und äußert sich im Bestreben, Beuteobjekte zu fassen, festzuhalten und zu töten. Er ist schon beim Welpen vorhanden und prägt sich mit der Reifung weiter aus. Der Beutetrieb zählt zu den trainierbaren Eigenschaften, das heißt, er kann durch Lernprozesse gefördert oder gehemmt werden. Triebziel ist das Schütteln und Tragen der Beute und anschließende Ruhe mit der Beute.

Der Kampftrieb ist die ererbte Freude am Kampf an sich, am lustvollen Gebrauch von Gebiss und Muskeln um sich mit einem Rivalen zu messen. Auslöser für den Kampftrieb ist das Streitigmachen der Beute. Der Hund wird durch das "Beute-Zerr-Spiel" auf ein höheres Triebniveau gebracht – er will die Beute unbedingt besitzen - und wird schließlich durch das Überlassen der Beute bestätigt. Das Triebniveau kann durch viel Zerren gesteigert, durch weniger Zerren gehemmt werden. Die Frage, ob es einen eigenständigen Kampftrieb gibt, ist längst nicht geklärt!

Eine wesentliche Komponente des sogenannten Kampftriebes ist das aktive Aggressionsverhalten. Es ist immer eine soziale Aggression und ausschließlich eine Folge von Konkurrenz, d.h. der Helfer ist der Konkurrent des Hundes und der Hund lernt, sich gegen seinen Kontrahenten durchzusetzen. Der entscheidende Punkt ist, dass diese Aggression sich nicht GEGEN den Menschen richtet, sondern FÜR das Erreichen des Triebziels, den Besitz der Beute, eingesetzt wird. Das unterscheidet den Beute- vom Wehrbereich.

Ganz ohne "Wehrreize" geht es auch in der Arbeit über den Beutetrieb nicht. Aber man sollte doch nicht so weit gehen, dass der Hund in der Beute geschlagen wird um Schmerz- bzw. Frustrationsaggression auszulösen. Wird der Hund für dieses reaktive Aggressionsverhalten nun durch Überlassen der Beute belohnt, entsteht echtes Aggressionslernen! Ein Hund darf niemals lernen, dass er in frustrierenden Situationen mit Aggression Erfolg haben könnte. (Die Schläge mit einem Softstock, die in der Prüfungsordnung vorgeschrieben sind, dienen lediglich dazu, die Belastbarkeit des Hundes zu prüfen.)

Es ist eine Gratwanderung. Aktives Kampfverhalten (soziale Konkurrenz) darf nicht in reaktives Wehrverhalten (die Abwehr einer echten Bedrohung) kippen. Der Kampf mit dem Figuranten darf seinen spielerischen Charakter nicht verlieren. Der Hund sollte Freude daran haben, mit dem Helfer zu kämpfen. Dies setzt aber voraus, dass er sich unbelastet mit dem Helfer auseinander setzt und nicht ständig um sein Leben kämpft. Hunde die allein aus dem Wehrtrieb heraus den Schutzdienst absolvieren, müssen noch lange keinen guten Kampftrieb besitzen. Sie sehen keine Veranlassung den Helfer zu verfolgen, in den Angriffsphasen sind sie jedoch voll da. Dagegen haben alle Hunde mit gutem Kampftrieb einen ausgeprägten Beutetrieb.


Kampftrieb darf nicht mit dem Wehrtrieb verwechselt werden. Unter Kampfverhalten versteht man das Zerren beim Streitigmachen oder der Bewegung der Beute, das Wehrverhalten ist dagegen eine Reaktion auf eine direkte Bedrohung des Hundes (angstinduzierte reaktive Aggression). Das Wehrverhalten ist das Bestreben des Hundes, sich gegen physische und psychische Bedrohung oder gegen offene Aggression zu verteidigen. Das Ziel dieser Selbstschutzaggression ist es, den Bedroher einzuschüchtern und evtl. zu vertreiben. Der Wehrtrieb ist ständig aktivierbar und unterliegt nicht der reizspezifischen oder aktionsspezifischen Ermüdung wie der Beuterieb.

Problematisch ist am Wehrtrieb jedoch, dass die Bedrohung bei einem überforderten Hund Meideverhalten auslösen kann, also gerade das Gegenteil des Gewollten. Es ist Aufgabe des Helfers, genau den richtigen Reiz zu setzen, dass sich der Hund zwar bedroht fühlt, aber der Situation gewachsen ist und sofort Gegenmaßnahmen ergreift indem er gegen den Helfer erfolgreich kontert. Ein nervenschacher Hund kann durch die Ausbildung über den Wehrtrieb jedoch leicht zum Angstbeißer werden. Er befindet sich in großem Stress, da er glaubt, sich unter Einsatz seines Lebens verteidigen zu müssen. Das wäre für einen VPG/IPO-Schutzhund aber eher kontraproduktiv. Denn ein unsicherer Hund im Wehrtrieb ist nur schwer führbar und wird seine Aufgaben während des Schutzdienstes nicht zuverlässig bewältigen können. Auch außerhalb des Hundeplatzes wäre dieser Hund aus seiner Unsicherheit heraus nur schwer kontrollierbar. Und eins ist klar - wenn ein Hund von der Größe und Kraft eines Riesenschnauzer zum Angstbeißer wird und lernt, Angst und Frust durch Attacken zu überwinden, ist er kaum noch zu halten.

Der Geltungstrieb ist auch sehr wichtig da hier der Hund über den Figurant dominieren will und sich stolz mit der erkämpften Beute zeigt. Hat der Hund dieses gelernt versucht er immer wieder das Ziel zu erreichen.


Bedenken sollte man auch, welch eine verheerende Auswirkung es für das Vertrauen des Hundes gegenüber seinem Sozialpartner Mensch haben muss, wenn dieser ihn in solch bedrohliche Situationen führt und ihn dann "allein" lässt. Die Verteidigung des Rudels ist normalerweise Aufgabe des Rudelführers, also des Menschen. Wenn ein Hund nach vorne gehen und die Rolle des Beschützers übernehmen soll, geht das mit einer dominanten Rolle des Hundes Hand in Hand. Und dann kommt es auch schon mal vor, dass der Hund mit den Zähnen seinem Herrn die Grenzen setzt!


"Motivation" über Wehrverhalten ist – wenn überhaupt - eine Sache nur für sehr erfahrene Ausbilder und sollte Polizei, Zoll, Bundeswehr usw. vorbehalten bleiben. Grundsätzlich sollte dieses wenig tierfreundliche Training in der heutigen Zeit keine Ausbildungsrelevanz mehr haben. Was ein Hund von seiner Erbanlage her nicht mitbringt, sollte man nicht reinprügeln! Ein Hund darf nicht als Sportgerät instrumentalisiert und missbraucht werden. Die Ausbildung muss auch dem Hund Freude bereiten. Es gibt genug andere interessante Hundesportarten ohne Schutzdienst. Heute werden die Hunde im Schutzdienst jedoch hauptsächlich über den Beutetrieb ausgebildet. Beim Beutetrieb geht es nur ums Gewinnen, das bleibt Spiel. Mir genügt jedenfalls ein "Beuteschüttler". Im Wehrtrieb hat der Hund dagegen das Gefühl, wirklich sein Fell verteidigen zu müssen.

 

 
   
 
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